Publication Date:
2018-03-06
Description:
Bei Patienten mit Beschwerden, die auf den Oberbauch zentriert sind, ist die funktionelle Dyspepsie (FD) die häufigste Diagnose, nachdem spezifische organische Erkrankungen durch adäquate Diagnostik unter Einschluss einer endoskopischen Untersuchung ausgeschlossen wurden. Die FD wird in das übergeordnete Krankheitsbild der funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen eingebunden und ist bei einem Drittel oder mehr der Patienten mit dem Reizdarmsyndrom vergesellschaftet. Die neuen Rom-IV-Kriterien ordnen die FD nicht mehr nach ihrem prädominanten Symptom in ulkus-, dysmotilitäts- oder refluxtypischen Clustern, sondern spannen einen „umbrella“ über 2 FD-Entitäten, die häufig überlappend sind: das postprandiale Disstress-Syndrom (PDS) und das epigastrische Schmerz(„pain“)-Syndrom (EPS). Es gibt neben der Fortführung bekannter Ansätze im Verständnis der Pathophysiologie, die sich mit der gastroduodenalen Motilität und der viszeralen Sensorik beschäftigen, wichtige neue Einblicke in Ursachen und Mechanismen, die an der Entstehung der FD beteiligt sind. Die Suche nach genetischen Risikofaktoren ist bislang nur spärlich vorangekommen, aber umso wichtiger haben sich die Rolle der Ernährung, durchgemachte Infektionen und das gastrointestinale Mikrobiom herauskristallisiert. Gemeinsam mit der Entschlüsselung zellulärer und molekularer Mechanismen wird dies die Grundlage für das Verständnis der FD erweitern und Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Therapien sein. Für die klinische Praxis wird es eine Herausforderung sein, die neuen Erkenntnisse zur FD zu nutzen und sie aus der diagnostischen und therapeutischen Lethargie zu befreien. Heute stehen Empfehlungen für Lebensstilinterventionen, Ernährungsverhalten, Säurehemmer, Prokinetika, Phytopharmaka, trizyklische Antidepressiva und im Ansatz mikrobiommodulierende Optionen zur Behandlung der FD zur Verfügung.
Print ISSN:
1861-9681
Electronic ISSN:
1861-969X
Topics:
Medicine
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