Publication Date:
2018-03-06
Description:
Hintergrund Im deutschen Rettungsdienst wird über die kontinuierlich steigende Zahl von Notarzteinsätzen berichtet. Bisher lagen jedoch kaum Daten aus Großstädten vor, die diese Veränderungen über einen längeren Zeitraum darstellen. Material und Methode In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Notarzteinsätze jeweils des Zeitraums 01. Januar bis 31. März der Jahre 2003 und 2013 der Stadt Leipzig ausgewertet. Neben der Notarzteinsatzrate (Notarzteinsätze/1000 Einwohner und Jahr) wurden die Erkrankungs- und Verletzungsschwere (National Advisory Committee of Aeronautics[NACA]-Score), der Einsatzort und der Versorgungsgrad der Zielklink erfasst. Ergebnisse Die Zahl der Notarzteinsätze in den Beobachtungszeiträumen nahm zwischen 2003 und 2013 um 24 % ( n = 6030 vs. n = 7470) und die Notarzteinsatzrate um 21 % (48 vs. 58) zu. Bei steigendem Patientenalter (66 vs. 70 Jahre) stieg der Anteil hochbetagter (Alter ≥ 85 Jahre: 11 % vs. 16 % ( p 〈 0,01)) und der Anteil vital gefährdeter Patienten (NACA IV–VI: 14 % vs. 16 % ( p 〈 0,01)). Notarzteinsätze in Pflegeheimen vervierfachten sich ( n = 175 (3 %) vs. n = 750 (10 %), p 〈 0,01); die Zahl der Krankenhauseinweisungen stieg an ( n = 3049 (51 %) vs. n = 4738 (66 %), p 〈 0,01). Hierbei nahm maßgeblich der Anteil Maximalversorgern zugeführter Patienten zu ( n = 1742 (29 %) vs. n = 3436 (46 %), p 〈 0,01). Schlussfolgerung Im Stadtgebiet Leipzig wurden zwischen 2003 und 2013 steigende Notarzteinsatzzahlen und ein Anstieg schwer erkrankter und geriatrischer Patienten nachgewiesen. Die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt nahezu doppelt so hohe Notarzteinsatzrate kann jedoch auf Defizite im Bereich der ambulanten Grundversorgung und Optimierungsmöglichkeiten bei der Disposition der Rettungsleitstelle hinweisen.
Print ISSN:
0003-2417
Electronic ISSN:
1432-055X
Topics:
Medicine
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