Publication Date:
2019-07-17
Description:
In den letzten Jahren sind wiederholt extrem niedrige Meereisausdehnungen in der Arktis beobachtet
worden. Daher ist es wichtig, mögliche Einflüsse stark reduzierter arktischer Meereisausdehnungen
auf das globale Zirkulationssystem zu studieren. Im Mittelpunkt dieser Studie
steht der Einfluss auf das Klima der nördlichen mittleren Breiten. Dazu sind hoch aufgelöste,
idealisierte Simulationen mit der atmosphärischen Komponente des globalen Klimamodells ECEarth
mit reduzierter und entfernter arktischer Meereisbedeckung sowie erhöhter Oberflächentemperatur
durchgeführt worden. Diese sind mit voll gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Meereis-
Simulationen für 1850-2100 mit ansteigenden Treibhausgas- und veränderlichen Aerosolkonzentrationen
verglichen worden, um Einflussfaktoren der Arktis von komplizierten Rückkopplungsmechanismen
des globalen Klimasystems zu separieren. Die gekoppelten Simulationen
sind für das CMIP5 (Coupled Model Intercomparison Project 5) durchgeführt worden.
In den idealisierten Experimenten wird eine deutliche Erwärmung der arktischen Meereis-
/Meeresoberfläche im Winter, Frühling und Herbst um bis zu 21 °C im Winter im Experiment mit
entfernter Meereisbedeckung vorgeschrieben, während die Meeresoberflächentemperatur in
den anderen Regionen unverändert bleibt. In den gekoppelten Experimenten wird für die Arktis
eine deutliche Erwärmung der Arktis simuliert, die insbesondere in der Barents-See ebenfalls
bis zu 21 °C im Winter im extremen RCP 8.5 Szenario erreicht. Da sich die Erwärmung in den
gekoppelten Experimenten nicht auf die Arktis beschränkt, obwohl sie durch den Eis-Albedo-
Rückkopplungsmechanismus in der Arktis stärker als in anderen Gebieten ist, wird der meridionale
Temperaturgradient zwischen der Arktis und den mittleren Breiten nur ein wenig abgeschwächt,
während dies in den idealisierten Experimenten sehr deutlich der Fall ist.
Gemeinsam zwischen den idealisierten und gekoppelten Experimenten sind stärker aufwärts
gerichtete turbulente Wärmeflüsse, mehr Niederschlag, geringerer Bodenluftdruck und höheres
500 hPa-Geopotential in der zentralen Arktis. Unterschiedlich ist die Bewölkung über der Arktis,
die in den idealisierten Experimenten im allgemeinen abnimmt, während sie in den gekoppelten
Experimenten zunimmt.
Außerdem unterscheiden sich die idealisierten und gekoppelten Experimente in den nördlichen
mittleren Breiten. In den idealisierten Experimenten nimmt der Niederschlag im Winter in den
nördlichen mittleren Breiten ab, während er in den gekoppelten Experimenten mit Ausnahme
von kleinräumigen Gebieten um Grönland und Island zunimmt. Ferner schwächt sich der mittlere
westliche Wind in den idealisierten Experimenten über Nordwest- und Mitteleuropa im Winter
deutlich ab, was in den gekoppelten Experimenten nicht der Fall ist. Wegen der deutlichen Erwärmung
in der oberen Troposphäre in den Tropen und des somit stärkeren meridionalen Temperaturgradienten
nimmt der Strahlstrom in den gekoppelten Experimenten zu, während er in
den idealisierten Experimenten wegen des schwächeren meridionalen Temperaturgradienten
abnimmt.
Die große Unsicherheit in der zukünftigen Entwicklung arktischer Bewölkung bewirkt eine große
Unsicherheit im Energiehaushalt der Arktis und somit in der Geschwindigkeit der zukünftigen
Abnahme der arktischen Meereisausdehnung, was auch Konsequenzen für das Klima der mittleren
Breiten haben kann.
Repository Name:
EPIC Alfred Wegener Institut
Type:
Conference
,
notRev
Format:
application/pdf
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