Die hydrographisch-chemischen Bedingungen in der westlichen und zentralen Ostsee im Jahre 1992

Zusammenfassung

Der für Nordosteuropa milde Winter 1991/92 sowie der extrem warme Sommer 1992 führten zu positiven Temperaturanomalien in der gesamten Deckschicht und im Baltischen Zwischenwasser der Ostsee. Darüber hinaus lag die sommerliche Temperatursprungschicht in größeren Tiefen als in Normaljahren.

Im Dezember 1991 sowie im Januar 1992 wurden im Bereich der Darßer Schwelle zwei intensive Einstromlagen registriert, die jedoch nicht die Kriterien eines Salzwassereinbruchs erfüllten. Lediglich der zweite Einstrom hatte Auswirkungen im Bornholmund im Danziger Becken, wo er zu einer Zunahme des Salzgehalts führte und das Tiefenwasser mit Sauerstoff versorgte. Abgesehen vom östlichen Gotlandbecken, in dem extrem hohe Schwefelwasserstoffkonzentrationen bei gleichzeitig extrem niedrigen Salzgehalten gemessen wurden, herrschten im Tiefenwasser des nördlichen und westlichen Gotlandbeckens relativ günstige Sauerstoffverhältnisse.

Die Winterkonzentrationen des Phosphats und Nitrats in der Oberflächenschicht der zentralen Ostsee ordnen sich in die positiven Gesamttrends dieser Nährstoffe ein. Das Niederschlagsdefizit vor allem im Sommer 1992 verringerte den Nährstoffeintrag durch Festlandsabflüsse und die Nährstoffbelastung im Flachwasserbereich der Oderbucht und den ostrügenschen Küstengewässern sowie der Mecklenburger Bucht.

Für die Rekrutierung und das Wachstum der Herings- und Sprottbestände der Ostsee herrschten 1992 günstige hydrographisch-chemische Voraussetzungen. Dies gilt auch für den Dorschbestand im Bornholmbecken.

Summary

The mild winter of 1991/92 in northwestern Europe and the extremely warm summer of 1992 produced positive temperature anomalies in the surface layer of the Baltic Sea and its intermediate water. Moreover, the thermocline was situated at greater depths than usual.

In December 1991 and January 1992, two strong influxes of water across the Darß Sill where observed; they did not meet the criteria of a major inflow, however: Only the latter had any effect on the Bornholm and Gdansk Basins where the salinity increased and the deep water was supplied with oxygen. Oxygen conditions in the deep water of the northern and western Gotland Basins were realatively favourable in 1992; the eastern Gotland Basin, however, was characterized by stagnant conditions with extremely high concentrations of hydrogen sulphide and low salinity.

The winter concentrations of phosphate and nitrate in the surface layer of the central Baltic Sea reflected the positive overall trends for these nutrients. The lack of precipitation in the summer of 1992 caused a reduction in riverine nutrient discharges and thus in the nutrient load in the shallow coastal areas east of Rügen as well as in the Pommeranian and Mecklenburg Bights.

The hydrographic and chemical conditions in 1992 were relatively favourable for the recruitment and growth of the herring and sprat stocks. The same applies to the cod stocks in the Bornholm Basin.