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Zur ökologie der spinnen an ufern und küsten

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Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der Tiere Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Das Untersuchungsgebiet umfaßt die nordfriesische Nordseeküste von Sylt bis Dithmarschen und die ostfriesische Küste bei Wangerooge und am Jadebusen. Die Ostseeküste wurde von der Flensburger Förde durchgehend bis zur Insel Usedom untersucht. Binnengewässerufer, Flußmündungen und Salzstellen werden in Vorpommern, Mecklenburg und Schleswig-Holstein untersucht (Abb. 1).

  2. 2.

    Die Lebensgemeinschaften der Meeresküste zeigen enge ökologische Verwandtschaft zu den Uferlebensgemeinschaften der Binnengewässer, ihre qualitative und quantitative Zusammensetzung kann nur in Verbindung mit der Gemeinschaft aller feuchtigkeitsbedingten Uferlebensgemeinschaften verstanden werden. Die Uferlebensgemeinschaften der Meeresküste werden über die Flußmündungen von denen des Binnengewässerufers abgeleitet.

  3. 3.

    Am Binnengewasser sind Grünland- und Phragmitesufer zu unterscheiden. Das grundwassernahe Grünlandufer ist ein Kernlebensraum mit Verbreitungszentren zahlreicher Arten. Das grundwasserferne Grunland wird nur von den euryhygren Assoziationsmitgliedern der grundwassernahen Wiese besiedelt und besitzt keine eigenen Arten. Es ist ein Verarmungsraum (Abb. 2). — Das belichtete Phragmitesufer stellt mit Verbreitungsoptima zahlreicher Arten einen Kernlebensraum dar. Das beschattete Phragmitetum wird von den euryphoten Arten der Kernlebensgemeinschaft and von spezifischen Schattenarten besiedelt, die aber in anderen Lebensräumen ihre Optima erreichen. Das beschattete Phragmitetum ist ein Einstrahlungsraum (Abb. 3).

  4. 4.

    Im Gebiet der Flußmundungen werden die Uferlebensgemeinschaften des Grünlandes and des Phragmitetum durch den Salzgehalt unterschiedlich beeinflußt. An Grünlandufern der Schlei, Trave (Schleswig-Holstein), Warnow (Mecklenburg) und Peene (Vorpommern) wird die limnische Lebensgemeinschaft des Grunlandes bis 3‰ flußabwärts nachgewiesen. Sechs Arten überschreiten die 3‰-Grenze nicht (im Isobiotop!). Sie fehlen allen Salzwiesen der Nord- und Ostseeküste. Durch einen Biotopwechsel wird die 3‰-Linie meerwärts von einer Art übersprungen (Abb. 2). Die durch den Artenausfall entstandene ökologische Lücke wird durch die drei spezifischen Küstenarten nur unvollkommen geschlossen. Es resultiert eine qualitative Verarmung der Grünlandlebensgemeinschaft (Abb. 2). Die Ursachen des Artenausfalls sind durch den Salzgehalt und lurch Konkurrenzfaktoren bedingt. Die Untersuchung verschieden salzhaltiger Binnensalzstellen bietet ein gutes Kriterium der Salzabhängigkeit. An geneigten Ufern der Flußmündungen hat die 3‰-Grenze für euryhygre, haloxene Arten keine Gültigkeit (Ausweichreaktion auf bodentrockenes, salzfreies Ufergelände). — Die Lebensgemeinschaft des Phragmitesufers erreicht bei flußabwärtiger Erhöhung des Salzgehaltes ihre Grenze mit dem Ausfall des salzempfindlichen Phragmitetum. Der Artenausfall ist lurch das Fehlen des dem Phragmitetum eigentümlichen dichten Bodendetritus bedingt. Die Unabhängigkeit der Phragmitetum-Arten vom Salzgehalt wird lurch das regelmäßige und individuenstarke Vorkommen in vereinzelten detritusreichen Röhrichtbeständen der Meeresküste und an stark salzhaltigen Binnensalzstellen bestätigt. Ein isobiozönotischer Antagonismus und eine Ausschaltung von Arten lurch Konkurrenz nach dem Modus Süßwiese-Salzwiese ist hier nicht möglich (Abb. 3). Dem Phragmitetum fehlt ein äquitoper thalassiseher Lebensraum (das Scirpetum maritimi besitzt nicht die geforderte Detritusdichte). Sechs Arten des Phragmitesufers überschreiten die lurch die Beschränkung von Phragmites communis auf schwach salziges Gebiet bedingte Grenze meerwärts (Abb. 3). Sie zeigen einen Biotopwechsel und dringen in die detritusreichen Elymusbülten der Küstendünen ein (hohe Luftfeuchtigkeit).

  5. 5.

    An der Meereskuste beteiligen sich an der Uferlebensgemeinschaft des Grünlandes (Salzwiese) zu 75% Arten des Binnenlandes. Sie entstammen ohne Ausnahme dem verwandten Lebensraum der Süßwiese. Die Salzwiesenlebensgemeinschaft zeigt an der Nord- und Ostseeküste unterschiedliche Artenzusammensetzung und Zonenanordnung ihrer Synusien. Grundwasserferne Salzwiesen zeigen die gleiche Artenarmut wie ihre limnischen Isobiotope (Abb. 2). — An der Sandstrandlebensgemeinschaft beteiligt sich nur eine binnenländische Art (aus der Süßwiese). Der Sandstrand ist ein spezifisch thalassiseher Lebensraum. —An der Dünenlebensgemeinschaft sind zu 71 % Arten des Binnenlandes beteiligt (aus dem Phragmitetum und der Küstendüne verwandten Lebensräumen des Binnenlandes).

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Knülle, W. Zur ökologie der spinnen an ufern und küsten. Z. Morph. u. Okol. Tiere 42, 117–158 (1953). https://doi.org/10.1007/BF00390652

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