In:
Die Rehabilitation, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 61, No. 02 ( 2022-04), p. 88-96
Abstract:
Hintergrund Rehabilitation ist eine Schlüsselstrategie, um
Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen die Teilhabe an der Gesellschaft und am Arbeitsleben zu ermöglichen. In Deutschland ist die
Bewilligung von Rehabilitationsleistungen an persönliche Voraussetzungen geknüpft, u. a. an eine erhebliche Gefährdung der
Erwerbsfähigkeit aufgrund von Krankheit. Die subjektive Erwerbsprognose (SPE) ist eine kurze 3-Item-Skala. Der Gesamtscore bewertet das selbst
eingeschätzte Risiko einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit und wurde daher als Indikator zur Operationalisierung der Voraussetzungen und zur
Bestimmung des Bedarfs an einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme vorgeschlagen. Die Kohortenstudie untersucht, inwiefern Rehabilitationen und
Erwerbsminderungsrenten durch die SPE bei Beschäftigten mit Rückenschmerzen vorhergesagt werden können. Zudem wurde die
Assoziation zwischen der SPE und unterbrochener Beschäftigung getestet. Methoden Die SPE wurde im Jahr 2017 bei Versicherten im Alter von 45 bis
59 Jahren, die Rückenschmerzen in den letzten drei Monaten berichteten, erhoben. Der Gesamtscore reicht von 0 bis 3 Punkten, wobei höhere Werte
ein höheres Risiko für eine dauerhafte Erwerbsunfähigkeit anzeigen. Daten zu Rehabilitationen,
Erwerbsminderungsrenten und unte rbrochener Beschäftigung umfassen den
Zeitraum bis Ende 2018 und wurden aus den Versichertenkonten extrahiert. Die Zusammenhänge wurden mittels proportionaler Hazard- und logistischer
Regressionsmodelle getestet. Ergebnisse Es wurden die Daten von 6.742 Teilnehmenden eingeschlossen
(mittleres Alter: 52,3 Jahre; 57,8% weiblich). Der maximale Nachbeobachtungszeitraum betrug 21 Monate. 38,8, 33,6, 21,4 und 6,2%
hatten einen SPE-Score von 0, 1, 2 bzw. 3 Punkten. Im Beobachtungszeitraum wurde 535 Personen eine Rehabilitationsmaßnahme und 49 Personen eine
Erwerbsminderungsrente bewilligt. Vollständig adjustierte Analysen zeigten ein erhöhtes Risiko für eine Rehabilitation bei
Beschäftigten mit einer SPE von 3 Punkten (HR=2,20; 95% KI 1,55; 3,11) und 2 Punkten (HR=1,76; 95% KI 1,33; 2,31) im
Vergleich zu Personen mit einer SPE von 0 Punkten. Das Risiko einer Erwerbsminderungsrente (HR=13,60; 95% KI 4,56; 40,57) und die
Wahrscheinlichkeit für eine unterbrochene Beschäftigung (OR=2,58; 95% KI 1,72; 3,86) waren ebenfalls signifikant
erhöht für diejenigen mit einer SPE von 3 Punkten. Schlussfolgerungen Die SPE ist bei Menschen mit selbstberichteten
Rückenschmerzen ein geeignetes Assessmentinstrument zur Identifizierung von Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine
Rehabilitation, gefährdete berufliche Teilhabe und dauerhafte Arbeitsunfähigkeit besteht.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0034-3536
,
1439-1309
Language:
English
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2022
detail.hit.zdb_id:
203752-X
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