In:
Das Gesundheitswesen, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 85, No. 06 ( 2023-06), p. 529-536
Abstract:
Ziel der Studie Familien mit einem onkologisch erkrankten Elternteil sind
besonderen emotionalen und organisatorischen Belastungen ausgesetzt, unter denen v. a. minderjährige Kinder leiden. Um die Belastung der
Familienmitglieder zu reduzieren und einen koordinierten Zugang zu sozialen und logistischen Unterstützungsmöglichkeiten zu schaffen, wurde das
Modellprojekt Brückenschlag initiiert. Ziel des vorliegenden Beitrags ist, die Einführung dieses Projektes in Anlehnung an das
Inanspruchnahme-Modell von Andersen bezüglich Akzeptanz und Inanspruchnahme zu evaluieren. Methodik In einer querschnittlich angelegten Beobachtungsstudie im
Mixed-Methods-Ansatz wurden semi-strukturierte schriftliche Expertenbefragungen (n=10) und die Sekundäranalyse von Routinedaten des
Versorgungsmodells (n=171 Familien) kombiniert. Ergebnisse Quantitative Sekundäranalyse: Die teilnehmenden
Familien haben 1–7 Kinder (Median (M) 2, Spannweite (S) 6). In 66% der Fälle ist die Mutter erkrankt, in 20% ist das
erkrankte Elternteil alleinerziehend. Die familiären Kommunikationsstrukturen werden als
„mittelmäßig“ bis „ziemlich offen“ eingeschätzt. Von den insgesamt 171 Kontaktaufnahmen
(Studienzeitraum 9/14 bis 11/17), wurde Brückenschlag von 133 Familien in Anspruch genommen. 59,2% der Kontakte entstanden
über die Psychoonkologie und den Sozialdienst. Kam der Kontakt auf Initiative des Patienten selbst oder durch die Psychoonkologie zustande, so wird
signifikant häufiger (p=0,047) eine Begleitung etabliert als bei anderen Kontaktpersonen. Qualitative Analyse: Es zeigt sich ein Mangel in der
Bekanntschaft und Koordination vorhandener Unterstützungsangebote und an familiären Ressourcen, vorhandene Unterstützungsangebote in
Anspruch zu nehmen. Sowohl von den Familien gewünschte als auch im Verlauf etablierte Unterstützung fallen vor allem in den Bereich
organisatorischer Unterstützung. Brückenschlag erleichtert dabei die Netzwerkarbeit und übernimmt eine Lotsenfunktion für die
Familien. Schlussfolgerung Die gesammelten Daten deuten darauf hin, dass Familien,
die in ihren soziodemographischen Merkmalen dem deutschen Durchschnitt entsprechen, tatsächlich einen großen Bedarf an
organisatorischer Unterstützung entwickeln, sobald ein Elternteil an Krebs erkrankt. Das Modellprojekt Brückenschlag schafft einen Zugang zu
Unterstützungsleistungen für Familien mit einem krebserkrankten Elternteil.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0941-3790
,
1439-4421
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2023
detail.hit.zdb_id:
1101426-X
SSG:
20,1
Permalink