In:
arbi, Walter de Gruyter GmbH, Vol. 21, No. 1 ( 2003-10-10), p. 101-104
Abstract:
In einem 1910 erschienenen Aufsatz nannte Karl Wolfskehl „das geheime Deutschland, das einzig lebendige in dieser Zeit“, und er fügte hinzu: Heute gelte es, „dem Leben eine Stätte zu bereiten, nicht wider die Zeit, denn alles Hadern ist von Übel, führt zur Verödung, sondern unberührt, weil fern von ihrem Pesthauch“. Fünf Jahre später griff der junge Norbert von Hellingrath in seinem Vortrag „Hölderlin und die Deutschen“ diese Prägung auf: Es liege im deutschen Wesen, daß sein Kern nicht im Kriegsgetümmel, sondern „nur in einem geheimen Deutschland zutage tritt“. Stefan Georges Gedicht Geheimes Deutschland entstand, laut Ute Oelmanns Erläuterungen zum Neuen Reich , „nach August 1922“. Das 102 Zeilen zählende Gedicht gipfelt in dem Vorwurf, daß das, was uns heute wert dünkt, „faules Laub ist im Herbstwind“. Nur das Verborgene, das für uns heute Undeutbare, „Geschick wird des kommenden Tages“. In seiner bekannten Wiederantrittsvorlesung, Frankfurt 1933, gab Ernst Kantorowicz dieser zuvor behutsam verwendeten Chiffre eine neue, eigene Aktualisierung. Ihm folgte Karlhans Kluncker, der als erster Das geheime Deutschland zum Buchtitel einer Aufsatzsammlung schaltete (Bonn 1985). Schließlich wurde die Prägung, krimiartig anglisiert, zum Thema einer wissenschaftlichen Tagung „In Search of the Secret Germany“ (Cambridge 2002), und Secret Germany steht, als offenbar werbewirksamer Titel, über der ebenfalls 2002 in Amerika erschienenen George-Biographie.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
1865-8849
,
0723-2977
DOI:
10.1515/ARBI.2003.101
Language:
English
Publisher:
Walter de Gruyter GmbH
Publication Date:
2003
detail.hit.zdb_id:
2415702-8
SSG:
7,20
Permalink