In:
PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 68, No. 09/10 ( 2018-09), p. 428-436
Abstract:
Einleitung Die Häufigkeit negativer Effekte von Psychotherapie und die Korrelate ihrer Anzahl wurden bislang selten systematisch untersucht. Die Häufigkeit negativer Effekte variiert zwischen 3 Studien mit dem Inventar zur Erfassung negativer Effekte von Psychotherapie (INEP) mit 20, 84 und 93,8% erheblich. Ob Bias-Effekte daran beteiligt waren, bleibt ungeklärt. Diese Studie hatte daher zum Ziel, die Häufigkeit negativer Effekte mit dem INEP in einer konsekutiven Stichprobe zu erheben. Zudem sollten in Vorstudien berichtete Korrelate der Anzahl negativer Effekte überprüft und um weitere mögliche Korrelate ergänzt werden. Material und Methoden Eine klinische Stichprobe (teil)stationärer Patienten (N=200) beurteilte die letzte Psychotherapie vor der aktuellen Behandlung retrospektiv mit dem INEP, das anhand von 21 Items 6 Dimensionen negativer Effekte abbildet. Soziodemografische und klinische Daten der Patienten und Therapeuten sowie zeitliche und methodische Aspekte der Therapie wurden als mögliche Korrelate der Anzahl negativer Effekte untersucht. Ergebnisse 70,5% (n=141) der Patienten berichtete über mind. einen negativen Therapieeffekt (INEP: MW=2,11; SD=2,23) in ihrer letzten Psychotherapie. Am häufigsten wurden „längere Phasen in schlechter psychischer Verfassung“ (39,9%) und „Verletztheit durch Aussagen des Therapeuten“ (28%) angegeben. Eine höhere Symptombelastung, ein als gering eingeschätzter „allgemeiner Therapieerfolg“ und „unerfüllte Therapieerwartungen“ nicht aber die „Qualität der therapeutischen Beziehung“ waren mit einer höheren Anzahl an negativen Effekten assoziiert. Eine negative Assoziation konnte auch für weibliches Geschlecht sowohl bei Patienten als auch Therapeuten und ein jüngeres Therapeutenalter gefunden werden. Diskussion Die Häufigkeit von selbst berichteten negativen Therapieeffekten war nicht unerheblich. Am häufigsten betroffen waren übereinstimmend mit Vorstudien die INEP-Dimensionen „Symptomatik“ und „therapeutische Beziehung“. Die Studie konnte einige Korrelate für die Anzahl retrospektiv angegebener negativer Effekte bestätigen. Patienten sollten zu Beginn einer Psychotherapie über mögliche negative Effekte informiert werden.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0937-2032
,
1439-1058
DOI:
10.1055/s-0043-117604
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2018
detail.hit.zdb_id:
800571-0
SSG:
2,1
SSG:
5,2
Permalink