In:
B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 38, No. 01 ( 2022-02), p. 3-11
Abstract:
Muskel-Skelett-Erkrankungen gehören zu den häufigsten
berufsbedingten Erkrankungen in der Metallindustrie. Die Berufsgruppe der Schweißer fällt dort durch hohe Prävalenzen auf. Daher
sind Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung dieser Zielgruppe von großem Interesse. Die vorliegende Studienreihe
hatte zum Ziel, gesundheitliche Probleme von Schweißern zu analysieren und Möglichkeiten der Verhaltens- und
Verhältnisprävention zu untersuchen. Eine Fragebogenuntersuchung bei 143 Schweißern in 34 Unternehmen der deutschen Industrie ergab, dass
die 12-Monats-Prävalenz von unteren Rückenschmerzen 71%, Nackenschmerzen 61% und Schulterschmerzen 55% betrug. Insgesamt
42% der Befragten weisen eine körperliche Freizeitaktivität unter dem von der WHO empfohlenen Umfang auf. Eine
niedrige Freizeitaktivität sowie Nackenschmerzen konnten als unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten von unteren
Rückenschmerzen identifiziert werden. In einem weiteren Studienteil wurden die Auswirkungen eines individualisierten
und progressiven 24-wöchigen Ausdauer- oder Krafttrainingsprogramms bei 77 berufstätigen Schweißern untersucht. Es konnten
differenzierte Auswirkungen auf arbeitsbedingte Beanspruchungen und auf verschiedene Dimensionen von Gesundheit und Leistung gezeigt werden. Zum
Erreichen präventiver Effekte sollten Bewegungsinterventionen mit systematischem, langfristigem und progressivem Charakter ausgewählt
werden. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen allerdings auch, dass die Barrieren zur Teilnahme an Bewegungsprogrammen hoch sind und gezielte
Maßnahmen zur Motivation und Implementierung geschaffen werden müssen. Neben Maßnahmen der Verhaltensprävention wurden auch
verhältnispräventive Aspekte in einem ganzheitlichen Ansatz berücksichtigt. So konnten durch Verwendung eines ergonomisch
modifizierten Schweißbrenners bei einer Schweißsimulation die beanspruchte Muskulatur um bis zu 9% entlastet und die
Arbeitsqualität gesteigert werden. Insgesamt scheinen Maßnahmen der Verhaltensprävention wie ein
systematisches Training sowie der Verhältnisprävention im Sinne der Arbeitsergonomie effektive Strategien in der Prävention und
Gesundheitsförderung bei Schweißern darzustellen.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
1613-0863
,
1613-3269
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2022
SSG:
31
Permalink