In:
Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 87, No. 05 ( 2019-05), p. 298-304
Abstract:
Hintergrund In Gedächtnissprechstunden kommt der biomarkergestützten Diagnostik eine zunehmend wichtige Rolle in Früherkennung und Differentialdiagnose von Demenzen zu, wenngleich deren Akzeptanz bei Patienten vergleichsweise niedrig ist. Ziel der Arbeit Es wurde untersucht, ob soziodemographische und klinische Variablen von Patienten einer Gedächtnissprechstunde mit der Adhärenz zur Lumbalpunktion (LP) assoziiert sind. Von besonderem Interesse war die vom Patienten selbst wahrgenommene Verschlechterung des Gedächtnisses (subjektive Gedächtnisbeeinträchtigung, SGB) mit hierauf gerichteter Besorgnis, die einen Einfluss auf die Entscheidung für eine LP ausüben könnte. Methode Konsekutive Patienten wurden einer tagesklinischen Abklärung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zugeführt, um ein an der S3-Leitlinie „Demenzen“ angelehntes diagnostisches Vorgehen inkl. Angebot einer LP umzusetzen. Es wurde Depressivität, Angst, neurokognitive Leistung und der Demenzschweregrad (Clinical Dementia Rating, CDR) erhoben. Ebenso wurden die Patienten zu selbst wahrgenommenen Gedächtnisverschlechterungen interviewt und auf dieser Grundlage – unabhängig ihrer neuropsychologischen Befunde – drei Gruppen zugeordnet: keine SGB, SGB ohne Besorgnis oder SGB mit Besorgnis. Ergebnisse Von 44 Patienten (73,8 ± 8,3 Jahre; 27 w/17 m; CDR 〈 1: n = 16, CDR = 1: n = 28) zeigten 29 SGB mit Besorgnis. Sie waren tendenziell jünger und hatten einen höheren Bildungsstatus als Patienten ohne SGB (n = 7) und Patienten mit SGB ohne Besorgnis (n = 8). Patienten ohne SGB hatten häufiger ein Demenzsyndrom. Zur LP einwilligende Patienten (n = 23) waren – gegenüber 17 ablehnenden Patienten (4 Patienten wurden aufgrund medizinischer Kontraindikation für unmittelbare LP ausgeschlossen) – tendenziell häufiger männlichen Geschlechts, zeigten signifikant häufiger SGB mit Besorgnis und geringere Leistungen in deklarativen Gedächtnisaufgaben. In einer binär-logistischen Regressionsanalyse verblieben männliches Geschlecht und SGB mit Besorgnis wie auch verminderte Gedächtnisleistungen als bedeutsame Prädiktoren für die Einwilligung zu einer LP. Schlussfolgerung Die Studie deutet darauf hin, dass Patientencharakteristika einer subjektiven – mit Besorgnis einhergehenden – und objektiven Gedächtnisbeeinträchtigung sowie auch das Geschlecht die Einwilligung zu einer invasiven und im Allgemeinen weniger akzeptierten biomarkergestützten Diagnostik wie der LP mitbedingen.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0720-4299
,
1439-3522
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2019
detail.hit.zdb_id:
2037701-0
SSG:
2,1
SSG:
5,2
Permalink