ISSN:
1432-1351
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Faßt man die Ergebnisse vorstehender Ausführungen zusammen, so erhält man folgende wichtige Punkte: 1. Die Umdrehbewegungen der meisten beschriebenen Schnecken sind komplizierte Reflexabfolgen, deren Einzelbewegungen nicht unveränderlich aufeinander folgen und die also keine Kettenreflexe darstellen. Vielmehr sind die Teilbewegungen jeweils von bestimmten peripheren Reizen abhängig, so daß je nach dem Auftreten verschiedener Reize verschiedene Modifikationen des Ablaufs eintreten können. Auf einen und denselben Reiz erfolgt jedoch stets dieselbe Teilbewegung, die Reflexnatur der Einzelbewegungen steht daher außer Zweifel. 2. Bei Erfolglosigkeit wird die Umdrehbewegung nach relativ kurzer Zeit gehemmt, während bei erfolgreicher, aber immer wiederholter Umdrehung eine Ermüdung erst nach langer Zeit eintritt. 3. Jede der Reflexabfolgen besteht aus einer Suchbewegung und einer Umdrehbewegung im eigentlichen Sinn. Die Richtung der Suchbewegungen ist bei den felsbewohnenden Arten von der Schwerkraft völlig unabhängig, bei den sandbewohnenden Arten wird sie von der Schwerkraft bestimmt. 4. Die felsbewohnenden Arten (Haliotis, Trochus) machen die Suchbewegung normalerweise mit dem Hinterende des Fußes, heften dies dann fest und drehen sich mit seiner Hilfe um. Die sandbewohnenden Arten (Natica, Conus, Murex usw.) machen die Suchbewegung mit dem Vorderende des Fußes, graben sich mit ihm in den Sand ein und drehen im Lauf des Weiterbohrens das Gehäuse um. Die. Muskulatur entspricht bei den beiden biologischen Gruppen in ihrem Bau den verschiedenartigen Anforderungen. Eine Sonderstellung nimmt Nassa ein, die sich mittels des Hinterendes abschnellt, also nicht festheftet. Auch dieser Bewegung entspricht eine speziell ausgebildete Muskulatur. 5. Bei den Arten, die sich mit vorangehendem Vorderende umdrehen, ist der Zusammenhang der Umdrehbewegung mit der normalen Kriechbewegung deutlich. Auch bei Haliotis und Trochus 1äßt sich, insofern beide eine ditaxische Wellenbewegung der Sohle aufweisen, ein solcher Zusammenhang noch feststellen. Nassa dagegen zeigt keinen Zusammenhang zwischen ihrem eigenartig ausgebildeten Umdrehreflex und der Kriechbewegung. 6. Wie, es „Nahrungsspezialisten“ gibt, so kann man auch von „Bodenspezialisten“ reden. So findet z. B. Natica die ihr zusagenden Lebensbedingungen nur im Sand, Patella nur an den Brandungsfelsen. Solche Spezialisten haben auch eine starr an das betreffende Milieu angepaßte Umdrehbewegung, so daß man bei ihnen schon fast von Kettenreflexen reden kann. Die Anpassung geht dabei öfters so weit, daß auf anderem als dem gewohnten Boden eine Umdrehung überhaupt unmöglich ist (Natica josephinia, Chenopus, Fissurella). Im Gegensatz zu diesen Arten stehen solche, denen auf dem verschiedensten Boden eine Umdrehung möglich ist, wie Murex und Conus, bei denen daher von Kettenreflexen nicht die Rede sein kann, und solche, deren Reflexe zwar ziemlich zwangsläufig abzurollen scheinen, die aber trotzdem, infolge der eigenartigen Ausgestaltung der betreffenden Bewegungen, auf sehr verschiedenem Boden sie mit Erfolg ausführen können (Nassa), 7. Deutlich ist der Zusammenhang zwischen der Gehäuseform und dem Habitus der Umdrehbewegung, besonders in den feinen Einzelheiten (Murex trunculus und brandaris). 8. Wie nach Punkt 5 die Kriechbewegung bei einem Teil der Arten im Lauf der Umdrehbewegung eine wichtige Rolle spielt, so gilt das bei anderen Arten, oft in noch höherem Maße, von der Grabbewegung. Sie greift mit ihrem durch Kettenreflexe geregelten Verlauf z. B. bei Natica in die Umdrehbewegung schon bei deren erstem Beginn ein und führt sie selbsttätig zu Ende. 9. Der enge Zusammenhang aller Einzelerscheinungen der Lebensweise mit den Umdrehreflexen, deren Ausbildung und Habitus, wird damit klar.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00302367
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