In:
Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 83, No. 07 ( 2023-07), p. 850-861
Abstract:
Antibiotikatherapien zur Behandlung bakterieller Infektionen stellen in der Schwangerschaft und Stillzeit eine besondere Herausforderung dar. Für Deutschland gibt es kaum Informationen
zur Häufigkeit des Antibiotikaeinsatzes in dieser Phase. Unsere Analyse nutzt Daten der „Gesund leben in der Schwangerschaft“-(GeliS)Studie, um Antibiotikabehandlungen in der Schwangerschaft und in den ersten 6 Monaten nach der Geburt (postpartal) zu beschreiben und deren Einsatz mit den bestehenden Empfehlungen zu vergleichen. Es handelt sich um eine retrospektive Sekundäranalyse der GeliS-Studie. In der clusterrandomisierten Lebensstilinterventionsstudie wurden detaillierte Informationen zu
Antibiotikatherapien während der Schwangerschaft und postpartal mittels Fragebogen erhoben. Für die Auswertung wurden Chi-Quadrat-Tests sowie generalisierte Schätzungsgleichungen verwendet. Von 1636 in die Analyse eingeschlossenen Frauen gaben 21% an, mindestens einmal während der Schwangerschaft (14%) oder in den ersten 6 Monaten postpartal (7%) mit Antibiotika behandelt
worden zu sein. Im Verlauf der Schwangerschaft nahmen die Antibiotikatherapien der Frauen von 1,7% im 1. auf 6,5% im 3. Trimenon zu. Häufige Behandlungsgründe waren Harnwegsinfektionen (7,3% der Frauen), Hals-Nasen-Ohren-(HNO-)Infekte (3,6%) und Geburtskomplikationen (2,6%). Die Angaben zu den verordneten Präparaten entsprachen den aktuellen Empfehlungen. Eine
signifikant erhöhte Behandlungshäufigkeit mit Antibiotika zeigte sich in der Lebensstilinterventionsgruppe (p 〈 0,001), bei Teilnehmerinnen ohne Partner (p 〈 0,001), sowie bei
Frauen, die ihre Kinder gestillt (p = 0,005) oder durch Kaiserschnitt (p = 0,003) oder Frühgeburt (p = 0,012) zur Welt gebracht hatten. Andere sozioökonomische oder den Lebensstil betreffende Faktoren waren nicht signifikant. Etwa jede 5. Frau erhält während der Schwangerschaft und Stillzeit mindestens eine Antibiotikabehandlung, die den aktuellen Behandlungsempfehlungen entspricht. Bei Frühgeburten,
Kaiserschnittentbindungen und stillenden Frauen wird häufiger mit Antibiotika behandelt.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0016-5751
,
1438-8804
Language:
English
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2023
detail.hit.zdb_id:
80111-2
detail.hit.zdb_id:
2026496-3
Permalink