In:
Der Nuklearmediziner, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 41, No. 04 ( 2018-12), p. 326-334
Abstract:
Ziel Prostatakrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern und gehört weltweit zu den häufigsten Todesursachen infolge Krebs. Eine präzise und sensitive Methode zur Diagnose der Krankheit, insbesondere bei Metastasierung ist von größter Bedeutung. Das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA), auch unter dem Namen Folathydrolase I oder Glutamat Carboxypeptidase II bekannt, ist in fast allen Fällen von Prostatakrebs inklusive deren Metastasen überexprimiert, was das Protein für das Tumor-Targeting außerordentlich interessant macht. Die Entwicklung des Liganden PSMA-11, radioaktiv markiert mit dem Positronenemitter 68Ga, hat sich in wenigen Jahren als neuer „Goldstandard“ für die nuklearmedizinische Untersuchung des metastasierenden Prostatakarzinoms etabliert und die Cholin-basierten Radiotracer 11C- und 18F-Cholin fast verdrängt. Trotz der erfolgreichen Anwendung von 68Ga-PSMA-11 darf nicht vergessen werden, dass Gammakameras weitverbreiteter sind als PET-Scanner und Technetium-99 m (99 mTc) immer noch das am häufigsten verwendete Radionuklid in der Nuklearmedizin repräsentiert. Dieser Übersichtsartikel fasst die relevanten Entwicklungen 99 mTc-basierter PSMA-Radioliganden in den letzten Jahren zusammen. Ergebnisse Verschiedene Arbeitsgruppen haben aus diesem Grund in den letzten Jahren gezielt Verbindungen entwickelt, die an PSMA binden und mit 99 mTc markiert werden können. Eine Reihe von 99 mTc-Radioliganden wurde bereits erfolgreich klinisch getestet. 3 grundlegende Parameter wurden variiert respektive untersucht: 1) Das Chelatorsystem bzw. die Oxidationsstufe des Metallzentrums; 2) die Linkereinheit zwischen dem 99 mTc-Komplex und der PSMA-bindenden Einheit und 3) die PSMA-bindende Einheit. Für 99 mTc in der Oxidationsstufe + V wurden vielfach tetradentate Derivate von MAG3 (Mercaptoacetyltriglycin) aber auch Hydrazinonikotinsäure (HYNIC) erfolgreich eingesetzt. Der 99 mTc-Tricarbonyl-Kern wird in Kombination mit tridentaten Chelatoren für die Koordination von 99 mTc in der Oxidationsstufen + I verwendet. Ferner wurden Linkereinheiten verschiedener
Länge und mit respektive ohne aromatische Seitenketten getestet. Dabei zeigten Derivate mit Chelatoren und Linkereinheiten mit einer höheren Hydrophilie meistens eine raschere Pharmakokinetik. Radioliganden mit aromatischen Seitenketten im Linker zeigten eine höhere Anreicherung und Retention im Tumorgewebe. Kleine Unterschiede wurden bei Derivaten mit den PSMA-bindenden Einheiten Glutamat-Urea-Glutamat und Glutamat-Urea-Lysin beobachtet. Die alternative PSMA-bindende Einheit (2[(3-Amino-3-Carboxypropyl)(Hydroxy)(Phosphinyl)-Methyl]Pentan-1,5-Disäure) (GPI) wurde auch zur Markierung mit 99 mTc funktionalisiert, jedoch haben 99 mTc-DPI Derivate bisher die klinische Phase nicht erreicht. Schlussfolgerungen Basierend auf den momentanen klinischen Resultaten ist noch unklar, welcher der 99 mTc-basierten Radioliganden sich für das PSMA-Targeting klinisch durchsetzen wird. Dazu braucht es ausgedehntere und insbesondere (mit 68Ga-PSMA-11 als Goldstandard) vergleichende klinische Studien. Es steht allerding außer Frage, dass 99 mTc-basierte PSMA-Radioliganden in die nuklearmedizinische Routine Einzug halten werden.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0723-7065
,
1439-5800
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2018
Permalink