In:
Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 160, No. 03 ( 2022-06), p. 287-298
Abstract:
Hintergrund Die Versorgung der proximalen Humerusfraktur (PHF) ist komplex und verändert sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse dynamisch. Häufig werden in
epidemiologischen Studien Daten präsentiert, die den demografischen Wandel und aktuelle Entwicklungen bei Implantatmaterial und Operationstechniken nicht miteinbeziehen. Das primäre Ziel dieser Studie war es, die Epidemiologie und Versorgungsrealität der PHF an einem Level-1-Traumazentrum mit schulterchirurgischem Schwerpunkt und die Veränderungen im Laufe eines Jahrzehnts
zu evaluieren. Hypothesen 1. Zwischen den Zeiträumen von 2009 bis 2012 und 2014 bis 2017 zeigt sich eine Zunahme der Frakturkomplexität 2. In Korrelation mit der Komplexität steht die Anzahl an
Nebenerkrankungen sowie die Häufigkeit der Osteoporose. Material und Methoden Von 2014 bis 2017 wurden 589 Patienten (73% weiblich; Durchschnittsalter 68,96 ± 14,9 Jahre) mit insgesamt 593 PHFs in diese retrospektive Studie
eingeschlossen. Die Patientenakten, Röntgenbilder und CT-Untersuchungen aller Patienten wurden analysiert. Frakturen mit Ad-latus-Dislokation von 〈 0,5 cm und/oder einer
Humeruskopfangulation von 〈 20° wurden als undisloziert klassifiziert. Patienten mit dislozierten Frakturen wurden in einen operativen Therapiealgorithmus eingeschlossen. Diese Ergebnisse
wurden mit denen einer Kohorte von 2009 bis 2012 (n = 566) verglichen, die zu damaliger Zeit unter gleichen Kriterien eingeschlossen wurde. Ergebnisse Im entsprechenden Beobachtungszeitraum bestand ein vergleichbares Patientenkollektiv bez. Anzahl, Geschlechterverteilung und Alter. Dabei zeigte sich von 2009 bis 2012 im
Vergleich zu 2014 bis 2017 eine Zunahme der 4-Part-Frakturen (20,4 zu 30%) bei gleichzeitiger Abnahme der 2-Part-Frakturen (13,9 zu 8,6%). In den Versorgungstechniken war bei Abnahme der konservativen Behandlung (27,8 zu 20,6%), der Nagelosteosynthese (10,7 zu 2,7%) und der anatomischen Prothese (5,4 zu 1%) eine gleichzeitige Zunahme der winkelstabilen Plattenosteosynthese
(43,2 zu 56,7%) und der inversen Schulterprothese (9 zu 18,4%) erkennbar. Insgesamt konnte von 2009 bis 2012 zu 2014 bis 2017 eine Zunahme der operativen Versorgung (72,2 zu 79,4%) festgestellt werden. Es zeigte sich im zeitlichen Verlauf eine Zunahme der vorbekannten Osteoporoseinzidenz (13 zu 20,6%) sowie eine Häufung an Nebenerkrankungen bei 3- und
4-Part-Frakturen. Schlussfolgerung Bei gleicher Beobachtungsdauer zeigt sich in einem spezialisierten Schulterzentrum von 2009 bis 2012 auf 2014 bis 2017 neben einer Zunahme der operativ behandelten Frakturen eine Steigerung der Komplexität der versorgten Verletzungen. Zudem kann man eine Zunahme an Osteoporose sowie eine Häufung an Nebenerkrankungen bei 3- und 4-Part-Frakturen
beobachten. Als Folge der zunehmenden Komplexität wurden neben neuen Implantaten (PEEK, fenestrierte Schrauben zur Zementaugmentation) neue operative Techniken entwickelt (DPO). Als Konsequenz der zunehmenden Komplexität und der gesteigerten Osteoporosehäufigkeit zeigt sich eine Zunahme der inversen Schulterprothetik bei proximalen Humerusfrakturen.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
1864-6697
,
1864-6743
Language:
English
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2022
detail.hit.zdb_id:
2280747-0
detail.hit.zdb_id:
2304338-6
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