In:
PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 71, No. 07 ( 2021-07), p. 265-273
Abstract:
Ziel der Studie Depressive Erkrankungen zählen zu den
häufigsten psychischen Symptombildern. Bei insgesamt bestätigter Wirksamkeit stationärer und ambulanter
Psychotherapie werden in der Literatur verschiedene Verlaufsmuster in der Behandlung depressionstypischer Symptome beschrieben. Ziel der vorliegenden
Studie war es, typische Langzeitverläufe stationärer, tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie depressiver Erkrankungen zu
identifizieren. Ferner sollten Prädiktoren für unterschiedliche Verläufe ermittelt werden, um möglichst
früh Non-Responder zu erkennen und Behandlungsangebote differenziert modifizieren zu können. Methode Die Daten der naturalistischen Multizenterstudie STOP-D wurden
in 15 bundesdeutschen Psychosomatischen Klinikabteilungen mit primär tiefenpsychologisch fundiertem Behandlungskonzept erhoben. Die Stichprobe
umfasste N=432 Patientinnen (Frauen, Alter 25–45 Jahren) mit depressionstypischer Beeinträchtigung. Die Langzeitverläufe
wurden mittels Latent State Modell und einer Latent Class Analysis identifiziert, potentielle Verlaufsprädiktoren wurden
regressionsanalytisch modelliert. Ergebnisse Es wurde 3 Langzeitverläufe identifiziert:
Patientinnen, welche in bedeutendem Maße von der Behandlung profitierten und deren Symptomrückgang sich auch in einer
6-Monats-Katamnese stabil zeigte (Responder, 76,9%), Patientinnen ohne bedeutsamen Symptomrückgang während der Behandlung und
in der Katamnese (Non-Responder, 18,8%) sowie Patientinnen mit signifikantem Symptomrückgang und Anstieg der Symptomatik im
Katamnesezeitraum (Rückfällige, 4,4%). Prädiktor für den Langzeitverlauf der
Rückfälligen war die Ausprägung depressiver Symptome zu Behandlungsbeginn. Non-Responder unterschieden sich gegenüber
Respondern durch häufigere psychosomatische Vorbehandlungen. Diskussion Zukünftige Untersuchungen sollten u. a. bei
Rückfälligen prüfen, ob Rückfälle durch die Symptomatik, die Behandlung oder das soziale Umfeld des Patienten
erklärt werden können. Bei Non-Respondern stellt sich vor dem Hintergrund häufigerer, bereits wenig erfolgreicher
Vorbehandlungen die Frage, ob für diese Patienten ein anderes oder modifiziertes Therapieangebot erwogen werden sollte. Schlussfolgerung In der Literatur berichtete Langzeitverläufe
lassen sich teilweise bestätigen. Auch festigen sich Hinweise auf einen Einfluss der initialen Belastungsschwere depressionstypischer
Symptomlast auf das Behandlungsergebnis im Verlauf. Zu untersuchen wäre, wie Behandlungssettings entsprechend modifiziert werden
können.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0937-2032
,
1439-1058
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2021
detail.hit.zdb_id:
800571-0
SSG:
2,1
SSG:
5,2
Permalink