In:
Der Anaesthesist, Springer Science and Business Media LLC, Vol. 69, No. 9 ( 2020-09), p. 639-648
Abstract:
Standardprotokolle oder Algorithmen sind für eine adäquate Schmerztherapie essenziell. Protokolle zur postoperativen Schmerztherapie mit oralen Opioiden zur Bedarfsanalgesie sind in deutschen Krankenhäusern sehr weit verbreitet und etabliert, die Wirksamkeit solcher Protokolle wurde bisher jedoch nur längsschnittlich in einer Vorher-Nachher-Situation bewertet. Ziel dieser Kohorten-Analyse war es, die Wirksamkeit eines Bedarfsalgorithmus mit oralen unretardierten Opioiden zur postoperativen Schmerzbehandlung mit dem Goldstandard der patientenkontrollierten intravenösen Analgesie („patient controlled intravenous analgesia“ [PCIA]) zu vergleichen. Material und Methoden In dieser Studie wurden die Kohorten von zwei prospektiven Beobachtungsstudien verglichen, bei denen ein elektiver Hüftgelenkersatz durchgeführt worden war: Postoperativ wurden die Patienten zunächst mit Piritramid titriert, um eine Schmerzintensität von ≤3 auf der numerischen Rating-Skala (NRS, 0–10) zu erreichen. Anschließend wurde ein Protokoll bestehend aus retardiertem oralem Oxycodon und Ibuprofen gestartet (Basisanalgesie). Kohorte 1 (C1, 126 Patienten) erhielt zusätzlich bei Bedarf (NRS 〉 3) ein unretardiertes orales Opioid (Hydromorphon); Kohorte 2 (C2, 88 Patienten) erhielt stattdessen eine Opioid-PCIA (Piritramid). Primäre Endpunkte waren die Schmerzintensität in Ruhe, während der Bewegung und die maximale Schmerzintensität innerhalb der ersten 24 h postoperativ. Sekundäre Endpunkte waren der Opioidkonsum, funktionelle Ergebnisse und die Zufriedenheit der Patienten mit der Schmerzbehandlung. Ergebnisse Der Schmerz bei Bewegung und die maximale Schmerzintensität waren in Gruppe C1 höher verglichen mit C2 (Median 1.–3. Quartil: 6 [3,75–8] vs. 5 [3–7] , p = 0,023; maximale Schmerzintensität: 7 [5–9] vs. 5 [3–8] , p = 0,008). Es gab keine Unterschiede bei der Schmerzintensität in Ruhe, hinsichtlich Mobilisation und Schlafqualität, Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen sowie allgemeiner Zufriedenheit mit der Schmerztherapie. Schlussfolgerung In Bezug auf die Reduzierung der Schmerzintensität war die PCIA einem standardisierten Protokoll mit oraler Opioid-Bedarfsmedikation überlegen. Dieser Effekt war mit einem erhöhten Opioidkonsum verbunden. Es gab keinen Unterschied in der Häufigkeit von Opioid-Nebenwirkungen. Diese retrospektive Studie enthält deutliche Limitationen, wie sie viele retrospektive klinische Analysen aufweisen. Sie spiegelt nicht die Qualität einer Aussage einer randomisierten kontrollierten Studie wider. Beobachtungsstudien erlauben keine Schlussfolgerungen oder kausalen Zusammenhänge.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0003-2417
,
1432-055X
DOI:
10.1007/s00101-020-00806-6
Language:
English
Publisher:
Springer Science and Business Media LLC
Publication Date:
2020
detail.hit.zdb_id:
3122926-8
detail.hit.zdb_id:
1458421-9
Permalink